Jüdische Soldaten des Ersten Weltkriegs aus der Synagogengemeinde Siegen (2016)
16. September 2021

Die anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus 2016 gezeigte Ausstellung bewegt sich im Zeitraum eines vor 100 Jahren noch andauernden Ersten Weltkriegs. Es sollte an die jüdischen Soldaten aus der Synagogengemeinde Siegen erinnert werden. Diese umfasste die kleine Minderheit der Stadt und des Kreises Siegen. Aus der Gemeinde waren 32 Soldaten beteiligt. Der Siegener Lehrer und Kantor Simon Grünewald stellte nach dem Krieg fest, dass „allein schon aus (s)einer kleinen jüdischen Gemeinde von etwa 25 Familien 8 Mann im Kriege gefallen sind“.

Der Kriegsbeginn 1914 war für viele Juden Anlass, ihr „Deutschtum“ zu beweisen, nachdem sie als „Fremdlinge“ angefeindet, als nicht dem deutschen Volk zugehörig, gedemütigt wurden. Sie meldeten sich freiwillig oder wurden verpflichtet.

Die anfängliche Kriegsbegeisterung erlitt im Oktober 1916 einen Rückschlag. Die Oberste Heeresleitung ordnete eine so genannte Judenzählung an. Diese sollte belegen, dass Juden unterdurchschnittlich – im Verhältnis zu ihren christlichen Mitkämpfern – Kriegsdienst leisteten. Da die so bezeichnete Judenzählung nicht das von der OHL gewünschte Ergebnis brachte, wurde sie nicht veröffentlicht. Stattdessen wurde der hässliche Spruch „Überall grinst ihr Gesicht, nur im Schützengraben nicht!“ verbreitet.

Insgesamt verloren 12.000 jüdische deutsche Soldaten ihr Leben.

Die Displays der Ausstellung widmeten sich den Schicksalen der Kriegstoten aus der Synagogengemeinde Siegen. Es wurden biografische Daten, Fakten zu Grablegungen und militärischen Einheiten, Todesanzeigen und Fotos von den Friedhöfen in Belgien, Frankreich und im Siegerland sowie von anderen hiesigen Erinnerungsorten abgebildet.

Die von der Obersten Heeresleitung konstruierte Verschwörungstheorie, Sozialdemokraten und andere demokratische Parteien für die militärische Niederlage des Deutschen Reichs verantwortlich zu machen, wurde später als bewusste Geschichtsfälschung enttarnt und daher auch als Dolchstoßlüge bezeichnet. Antisemiten schlossen sich dieser Lüge an und suchten bei den Juden die Schuld. Diese Legende begünstigte entscheidend den Aufstieg des Nationalsozialismus.

Diejenigen jüdischen Soldaten, die den Krieg überlebt hatten, und deren Familienangehörige erfuhren 15 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs Ausgrenzung und Verfolgung durch das NS-Regime.

Aus der Auflistung der Kriegsteilnehmer in der Ausstellung wurde ersichtlich, dass 14 Soldaten des Ersten Weltkriegs Opfer der Nationalsozialisten mit tödlichem Ausgang wurden und lediglich zehn von ihnen mit ihren Familien fliehen konnten. Auf den Plakaten wurden exemplarische Lebensläufe erzählt.